1. Warum?
TIMSS und PISA haben gezeigt, dass wir uns im Mathematikunterricht zu sehr an Regeln, Routinen und Kalküle halten und uns zu wenig um ein inhaltliches Begreifen von Aufgaben bemühen. Das sture Einpauken von Rechenverfahren nimmt soviel Zeit des Unterrichts in Anspruch, dass für problemlösendes Denken kaum Zeit bleibt. Die SchülerInnen spulen infolgedessen eingelernte Rechenverfahren herunter ohne deren mathematischen Hintergrund zu verstehen. Die Mathematik ist für viele nur ein unverständliches Sammelsurium von Symbolen, Formeln, Rechengesetzen und – regeln, oft unbeliebt und völlig zu Unrecht als trocken und langweilig verschrieen. Dabei hat Mathematik mit Rechnen eigentlich nicht viel zu tun: es ist ein Fach, das neben Disziplin, Experimentierfreudigkeit, Ideenreichtum, Phantasie, Kreativität, Logik und eine große Portion Durchhaltevermögen erfordert und das Freude und Spaß machen kann. Um aber das den SchülerInnen zeigen zu können, brauchen wir ein Werkzeug, das uns einerseits einen Teil der Rechenroutinen abnimmt und das es andererseits jeder Schülerin und jedem Schüler ermöglicht, selbständig am eigenen Gerät auf Entdeckungsreise zu gehen. Dafür reicht allerdings ein herkömmlicher Taschenrechner nicht mehr aus, Laptops sind unerschwinglich, 5 SchülerInnen an einen Schulrechner oder der Lehrer, der am Lehrergerät alles vormacht bringen nichts. Der GTR ist deshalb zur Zeit die beste Lösung.
2. Vorteile
Der GTR ermöglicht
- die doch sehr abstrakte Algebra „sichtbar“ und damit besser begreifbar zu machen
- mit Zahlen und Graphen zu experimentieren: Learning by doing
- Gesetzmäßigkeiten zu entdecken (man kann viele Tabellen und Zeichnungen in sehr kurzer Zeit neben- und untereinander erzeugen )
- Vermutungen zu überprüfen
- eigene Ergebnisse rasch zu überprüfen
- rechnerische Ergebnisse graphisch zu überprüfen
- die für einen mathematischen Gedankengang nötigen Rechnungen zu übernehmen,
so dass genügend Zeit und Raum für das eigentliche Problemlösen bleibt. - flexibel und vernetzt zu denken : x+3 = x² + 2x –1 kann man über das Zeichen-, Tabellen- oder Gleichungslöseprogramm lösen
3. Der GTR bei Leistungsnachweisen, insbesondere in der Abschlussprüfung
Die Aufgaben in den Stegreif- und Schulaufgaben sowie in der Abschlussprüfung sind zurzeit noch so, dass sie sowohl „per Hand“ als auch per herkömmlichen oder graphischen Taschenrechner gelöst werden können. Es soll aber nicht verschwiegen werden, dass SchülerInnen mit dem GTR natürlich Vorteile haben: sie können Routineaufgaben rascher lösen und haben so den Kopf frei für die schwierigeren Aufgabenteile, zumal es für die erstgenannten auch noch wenig Punkte gibt.
In Zukunft wird es auch in der Prüfung sogenannte „offene Aufgaben“ geben, bei denen durch experimentieren Vermutungen oder sogar Gesetze gefunden werden müssen- mit einem herkömmlichen Rechner sehr langwierig, wenn nicht sogar unmöglich. Es wird zwar eine Alternativaufgabe geben, aber die muss dann genommen werden – egal wie schwierig sie ist.
4. Die häufigsten Gegenargumente:
– Die FOS erlaubt ihn nicht:
Generell ist zu sagen: jede Schulart hat ihren eigenen Lehrplan, ihre eigenen Bücher und eben auch ihren eigenen genau auf diese Schulart abgestimmten Taschenrechner.
Zurzeit laufen aber auch an der FOS Überlegungen, ob man einen GTR zulässt (einige Fachoberschulen machen es bereits). Sicherlich wird in absehbarer Zeit auch hier eine Neuerung eintreten. Zu erwarten ist, dass dann sogar ein noch leistungsfähigerer Rechner kommen wird.
Aber auch wenn dies nicht der Fall ist, so bleibt der GTR für Ihre Kinder ein wichtiges Gerät mit dem sie ihre Hausaufgaben (viele Kurvendiskussionen!) selbständig ausgezeichnet überprüfen können. Wenn man viele dieser Kurven immer wieder zeichnet (was per Hand unmöglich und viel zu langwierig wäre) prägen sie sich tief in das Gedächtnis ein und schulen so die Vorstellungskraft.
– Der Preis ist zu hoch
Sind sie ehrlich: hat ihr Kind einen eigenen Fernseher, ein eigenes Handy, einen eigenen Computer mit vielen Computerspielen, wie teuer war das Fahrrad oder andere gerade aktuelle Fahruntersätze? Sind da ca. 40 € wirklich unerschwinglich?
Selbstverständlich gibt es Familien, in denen das Geld wirklich knapp ist, aber für solche Fälle stehen Leihgeräte an den Schulen zur Verfügung und gegen einen Einkommensnachweis oder eine Bescheinigung vom Sozialamt können sie diese bekommen. Denken sie daran: Bildung ist eines der wertvollsten Güter, die sie ihrem Kind mitgeben können und da sollte man vielleicht nicht gerade mit dem Sparen anfangen.
– Die SchülerInnen können nicht mal mehr 3 · 47 im Kopf rechnen
Das ist kein spezielles Problem des GTR sondern ein generelles! Bis zum Ende der 7. Klasse müssen einfach alle SchülerInnen sicher in den Grundrechenarten sein und dürften eigentlich ohne diese Kenntnisse nicht in eine 8. Klasse aufrücken. Wenn das dann das einzige Problem in Mathematik ist, haben alle mit der Einführung des Rechners noch eine echte Chance auf einen „Neustart“.
– Die SchülerInnen schreiben die Ergebnisse einfach aus dem Rechner ab, egal ob sie sinnvoll sind oder nicht
Das ist kein spezielles Problem des GTR sondern jeden Taschenrechners und unterstützt eigentlich nur das Konzept „ weg von den Routinen“ . Ein Überschlag zu Beginn einer Rechnung und die Reflektion des Ergebnisses sind doch viel wichtiger als die Rechnung selbst.