Die Reise führte uns ins malerische Nürnberger Hinterland Richtung Spalt, wo die ehrwürdige Burg Wernfels eingebettet in sanfte Hügel, saftige Wiesen und Felder auf einer kleinen Anhöhe thront. Schon die Ankunft bescherte uns einen bleibenden Eindruck von der fränkisch-rustikalen Folklore: Ein Nachbarbauer beschwerte sich lautstark über seine von unserem Bus blockierte Einfahrt. Gott sei Dank konnten wir unsere Koffer in wenigen Minuten ausladen, so dass er anschließend mit dem Traktor (!) zu seinem Arzttermin fahren konnte. Wir stellten fachmännisch die Diagnose „Bluthochdruck infolge Kardio-Probleme“ und zogen uns dezent zurück.
Nach dem Einchecken richteten wir uns häuslich ein und erkundeten dann die Burg, nicht ohne uns zu ärgern, dass das Wetter vorher so schlecht war und wir deshalb resigniert Badesachen, Sonnenöl und Hütchen daheim gelassen hatten. Das Schwimmbecken hätte sowohl zu olympischen Wettkämpfen als auch erbitterten Wasserschlachten eingeladen. Schade. Vielleicht beim nächsten Mal.
Nach dem Mittagessen brachen wir zu einer knapp dreiviertelstündigen Wanderung auf, die uns an der Pflugsmühle vorbei zu einer Minigolf-Anlage gleichen Namens führte. Wir ballerten uns fröhlich durch den Parcours, begleitet von abwechselnden „Yay!“- und „Ach nööö!“-Rufen, genossen anschließend eine kleine Erfrischung und bestaunten die Wallabys nebenan. Gerade pünktlich zum Abendessen kehrten wir schnaufend zur Burg zurück.
Die geplante Abendveranstaltung Einführung in die Kunst des Häkelns erwies sich als ziemlich tricky: Genau das, was eigentlich geschult werden sollte (Ruhe, Sorgfalt, Feinmotorik) sorgte je nach persönlichem Naturell für Gelächter oder pure Verzweiflung. Aber hey – immerhin unsere Luftmaschen konnten sich echt sehen lassen! Unsere Projekte weißer Häkelbikini für den Ibiza-Urlaub oder wenigstens öder Topflappen für den nächsten Muttertag werden wir sicher ein anderes Mal verwirklichen können.
Der zweite Tag begann mit einem fulminanten Frühstücksbuffet, das nun wirklich keine Wünsche offenließ. Dem einsetzenden Verdaukoma begegneten wir mit einer Burg-Rallye, die es in sich hatte. Neben einfachen und schnell zu beantwortenden Fragen (z.B. nach der Anzahl der Treppen in einem bestimmten Bereich) gab es auch Informationen über die Burg, die nur mit detektivischem Gespür gefunden werden konnten. Gemeinschaftlich konnten natürlich auch diese Hürden alle gemeistert werden.
Am Nachmittag dann fand unser Theater-Workshop statt. Hierzu teilten wir uns in verschiedene Gruppen auf, die unter der Anleitung einer versierten Theater-Pädagogin Einblicke in die professionelle Arbeit am Theater bekamen. Nach ersten Übungen im Bereich Mimik, Gestik und Körpersprache ging es in die Praxis. Gegeben war: die Bühne und eine Zeitung. Punkt. Nichts weiter sonst. Jede Gruppe sollte nun einen kurzen Plot entwickeln, der anschließend aufgeführt wurde. Es war einfach verblüffend, welche Geschichten die einzelnen Gruppen entwickelten und welche Rolle dabei jeweils die Zeitung spielte!
Auch die Abendstunden wurden kreativ gefüllt, diesmal aber nicht mit Theater, sondern Film. Die Junkerstube oben unterm Dach wurde kurzerhand zum Schauplatz eines Stop-Motion-Filmes der besonderen Art, dessen Verwirklichung wir Herrn Bayer zu verdanken haben. Dessen Ausrüstung und Know-how sorgte dafür, dass wir tatsächlich innerhalb kürzester Zeit einen harmlosen Stuhlkreis zum kindermordenden Monsterkarussel mutieren lassen konnten. Nochmals vielen lieben Dank an dieser Stelle an Herrn Bayer!
Spät abends gab es noch eine tierische Überraschung für die Arachnophobiker unter uns – ein entfernter Verwandter der berühmten Filmspinne Tarantula stattete unseren Jungs einen Besuch im Zimmer ab. Ein Pantoffel ließ das arme Tier nach einem unsauberen Wurf Deckung hinter dem Vorhang/ Bett/ Schrank suchen, was nicht gerade zur allgemeinen Entspannung beitrug. Mr. Ghostbuster Bayer klärte die Situation souverän und ließ uns alle zufrieden in den wohlverdienten Schlaf sinken.
Mittwochmorgen konnten wir uns noch ein letztes Mal beim Frühstück den Bauch so richtig vollschlagen, unsere Erlebnisse mit Bauern, Hühnern, Waldorf-Schülern und Spinnen Revue passieren lassen und mussten dann auch schon zum Bus, der uns sicher nach Erlangen brachte.
Schön war’s!
Anja Verner
Klassenleitung